17  Staunen mit e

17.1 Lernsteuerung

17.1.1 Lernziele

  • Sie wissen um die Bedeutung von e
  • Sie können die Zahl e herleiten

17.1.2 Literatur

17.2 Vorbereitung

In diesem Kapitel werden folgende R-Pakete benötigt:

17.3 Staunen

Staunen ist der Ursprung der Philosophie und damit des Denkens und damit vielleicht der Wissenschaft, wie es vielleicht recht treffend in diesem Cartoon von Doug Savage, 2014 dargestellt ist.

Staunen rĂŒhrt her vom Moment der Erkennens, dem Auftun von VerstĂ€ndnistiefe.

Und Tiefe des VerstÀndnis findet sich vielleicht am deutlichsten in der Mathematik, meint XKCD.

17.4 Exponenzielles Wachstum

e wie exponenzielles Wachstum: Wachstum mit konstantem Faktor.

Verdoppeln ist eine wohl bekannte Art des exponenziellen Wachsens:

  • Ein Virus vermehrt sich wĂ€hrend der Zeitperiode z um den Faktor 2, verdoppelt seine Zahl also.
  • Das Kapitel einer Anlage verdoppelt sich wĂ€hrend des Zeitraums z.
  • Eine Population verdoppelt sich (wĂ€hrend eines Zeitraums z).

Visualisieren wir uns einen exponenziellen Prozess, s. Abbildung 17.1.

d1 <-
  tibble(z = 1:10,
         y = 2^z)

d1 %>% 
  ggplot(aes(x = z, y = y)) +
  geom_line() +
  geom_point() +
  scale_x_continuous(breaks = 1:10)

Abbildung 17.1: Ein exponenzieller Wachstumsprozess

“Verdoppeln” meint das Gleiche wie “Wachsen um 100%”: Faktor 2 entspricht also 100%.

Sagen wir, eine Population mit StartgrĂ¶ĂŸe 1 verdoppelt sich drei Mal, Wachstum von 100% ĂŒber drei Perioden:

1⋅23=8

Danach ist die Population also 8 mal so groß wie vorher.

Allgemeiner können wir also schreiben

2x=(1+100%)x,

wobei x die Anzahl der betrachteten Zeitperioden meint.

Wir können auf der Y-Achse auch die Anzahl der Verdopplungen auftragen, denn wir wissen ja, dass pro Zeitperiode eine Verdopplung dazu kommt, nach zwei Zeitperioden also zwei Verdopplungen, nach drei Zeitperioden drei Verdopplungen, nach vier Zeitperioden vier Verdopplungen 


Nur sieht das Diagramm dann dröge aus, s. Abbildung 17.2. Diese Darstellung (Anzahl der Verdopplungsphasen) nennt man auch logarithmische Darstellung.

d1a <-
  tibble(z = 1:10,
         verdopplung = 1:10)

d1a %>% 
  ggplot(aes(x = z, y = verdopplung)) +
  geom_line() +
  geom_point() +
  scale_x_continuous(breaks = 1:10)

Abbildung 17.2: Logarithmische Darstellung eines Wachstumsprozesses

17.5 Sofortiges Wachstum

Sagen wir, wir bringen ein Kapitel (in Höhe von einer Geldeinheit) zur Bank. Die Bank bietet uns eine traumhafte Verzinsung (r wir Rate) von 100$ pro Jahr.

Um den Zinzeszinseffekt auszunutzen, heben wir das Geld mehrfach unterjĂ€hrig ab, um es sofort wieder anzulegen, s. Abbildung 17.3.

d2 <-
  tibble(
    r = 1:20,
    y = (1 + 1/r)^r
  )
d2 %>% 
  ggplot() +
  aes(x = r,
      y = y) +
  geom_point() +
  geom_line()

Abbildung 17.3: Wachstum wenn wir das Geld mehrfach unterjĂ€hrig abheben und neu einzahlen

Können wir mit dieser Methode unendlich viel Geld erzeugen? Tabelle 17.1 gibt eine Antwort.

d2 <-
  tibble(x = 0:10,
         r = 10^x,
         y = (1 + 1/r)^r)

d2 %>% 
  kable(digits = 10)
Tabelle 17.1: Zinswachstum bei hĂ€ufiger Aus- und Einzahlung pro Jahr
x r y
0 1e+00 2.000000
1 1e+01 2.593742
2 1e+02 2.704814
3 1e+03 2.716924
4 1e+04 2.718146
5 1e+05 2.718268
6 1e+06 2.718280
7 1e+07 2.718282
8 1e+08 2.718282
9 1e+09 2.718282
10 1e+10 2.718282

Wenn r gegen unendlich geht:

w=e=limn→∞(1+1r)r

e ist das maximale Wachstum, dass man mit sofortiger, stetiger Verzinsung erreichen kann.

17.6 Andere Wachstumsraten

50% Wachstum:

(1+.5050)50=(1+0.01)50≈1.64

Etwas genauer:

(1 + (.50/50))^50
## [1] 1.644632

50% Wachstum bedeutet also 50 Phasen mit je 1% Wachstum 


Moment, wenn wir 100% Wachstum so darstellen, also als 100 Wachstumsphasen mit je 1% Wachstum:

(1+1.00100)100=(1+.01)100≈e

(1 + (1.00/100))^100
## [1] 2.704814

17.7 Wachstum mit Basis e

Zwei Perioden Wachstum mit sofortiger, stetiger Verzinsung (100%) erhöht das Kapitel um den Faktor e2. Beginnt man mit dem Kapitel 1, so betrÀgt das Endkapitel (Wachstum):

w=e⋅e=e2

WĂ€chst das Kapitel aber nur mit 50%, so gilt (fĂŒr zwei Zeitperioden):

w=e0.5⋅2=e1

Allgemeiner:

Das Wachstum w nach t Perioden und Wachstumsfaktor r betrÀgt e hoch dem Produkt von r und z:

w=er⋅t

17.8 Logarithmus

WĂ€chst eine GrĂ¶ĂŸe stetig (mit 100%) fĂŒr t ZeitrĂ€ume, so ist der resultierende Wachstumswert w=er. Der Logarithmus (zur Basis e) liefert den Exponenten, r zurĂŒck.

Wachstum fĂŒr zwei Perioden:

w <- exp(2)
w
## [1] 7.389056

Wie viele Perioden waren es noch mal?

log(w)
## [1] 2

Wie lange dauert es, bis wir das Kapitel verdoppelt haben (stetige Verzinsung mit 100%)?

log(2)
## [1] 0.6931472

Es dauert ca. 0.7 Zeitperioden bis zur Verdopplung.

17.9 Regel der 72

Von dieser Zahl her rĂŒhrt die “Regel der 72”.

72 lÀsst sich angenehm teilen (2,3,4,6,12, 
), besser als 69.31


17.10 Fazit

Wolfi trÀumt

17.11 Vertiefung

17.12 Aufgaben